AVM FRITZ!Box Fon im Praxistest
Internettelefonie für die Massen
Mirko Kulpa, 03.10.2004
Internet und Telefonie wachsen zusammen
Mit der FRITZ!Box Fon integriert der Hersteller AVM einen DSL-Router und eine Telefonanlage
in einem handlichen Gerät. Netzseitig wird die FRITZ!Box Fon mit einem DSL-Anschluss und
einem Telefonanschluss verbunden. Es werden analoge und ISDN-Anschlüsse unterstützt.
Für den Benutzer stehen dann ein LAN-Anschluss, ein USB-Anschluss und zwei analoge
Telefonanschlüsse zur Verfügung. Die notwendigen Adapter von RJ12 auf TAE sowie alle
Anschlusskabel gehören zum Lieferumfang. Das Testgerät war mit der Firmware-Version 06.01.133
ausgestattet.
Anschlussmöglichkeiten der FRITZ!Box Fon (Grafik AVM)
Die folgende Grafik zeigt eine schematische Darstellung des Innenlebens der FRITZ!Box Fon.
Die Telefonanlage kommuniziert sowohl mit dem Festnetz als auch mit bis zu zwei SIP-Providern
wie sipgate, Freenet oder web.de.
Innenleben der FRITZ!Box
Einsatz als DSL-Router
Die FRITZ!Box Fon verfügt über einen Router sowie ein integriertes U-R2-DSL-Modem.
Für die Verbindung zu einem PC stehen Ethernet und USB zur Verfügung.
Für die Nuztung des USB-Interfaces ist die Installation des mitgelieferten Treibers
auf dem PC erforderlich.
Die Einrichtung des Internetzuganges über das Webinterface ist kinderleicht.
Leider kann die IP-Adresse der FRITZ!Box Fon nicht geändert werden. Der Anwender muss
also mit der IP-Adresse 192.168.178.1 und der Netzmaske 255.255.255.0 auf dem Ethernetinterface
leben. Dadurch wird die Integration in bestehende Netze unnötig erschwert.
Aber im Internet findet sich für alles eine Lösung. Enrik Berkhan beschreibt auf
http://www.akk.org/~enrik/fbox/ einen Weg,
die IP-Adresse der Box zu ändern und weitere Hacks.
Auf der USB-Schnittstelle ist die IP-Adresse 192.168.179.1 fest eingestellt.
Da die Box nur über einen LAN-Port verfügt, ist für den Betrieb von mehr als einem PC ein Switch
oder Hub erforderlich.
Zum Betreiben von Serverdiensten auf einem PC im LAN kann an der FRITZ!Box Fon Portforwarding (Portfreigabe)
eingestellt werden.
Bei Bedarf kann die Routerkomponente auch deaktiviert werden. Dann arbeitet die FRITZ!Box Fon als reines
DSL-Modem.
Per Default ist auf der Box kein Passwortschutz eingerichtet. Wer also nicht alleine in seinem Netz ist oder
ein WLAN-AP an seiner FRITZ!Box betreibt, sollte auf jeden Fall in den Systemeinstellungen
ein Passwort setzen.
Die Eigenschaften der integrierten Firewall werden von AVM nicht näher beschrieben. Ein Portscan auf das
WAN-Interface der FRITZ!Box zeigte keine Auffälligkeiten.
Für den technikbegeisterten Nutzer gibt es im Webinterface Anzeigen für Leitungsdämpfung, Bitraten, Signal-Rausch-Abstand (SNR)
und andere Leitungsparameter.
Zur Installation der Box unter Linux gibt es von AVM unter der URL
http://www.avm.de/de/Service/AVM_Service_Portale/Linux/FAQs_Support/fritzbox_linux.html
eine eigene Anleitung.
Telefonie mit der FRITZ!Box Fon
Die FRITZ!Box Fon bietet Anschlussmöglichkeiten für zwei analoge Telefonendgeräte wie
Telefone, Faxgeräte und Modems. Die Verbindung zum Telefonnetz wird über einen
analogen Telefonanschluss (z.B. T-Net) oder einen ISDN-Anschluss hergestellt.
Die angeschlossenen Geräte können ohne weitere Konfiguration genutzt werden.
Für ISDN können den beiden internen Geräten entsprechende MSN zugewiesen werden.
Die FRITZ!Box Fon unterstützt Leistungsmerkmale wie CLIP, CLIR, Anklopfen und spontane Amtsholung.
Über frei definierbare Wahlregeln können bestimmte Rufnummern auf das Festnetz bzw. Internettelefonie
eingestellt werden. Im Auslieferungszustand werden z.B. die Notrufnummern und
Sonderrufnummern über
das Festnetz geroutet, da eine Anwahl über viele SIP-Provider nicht möglich ist.
Konfiguration mit dem Webinterface
Zusätzlich können in der FRITZ!Box Fon bis zu zwei SIP-Provider für Internettelefonie
eingetragen werden.
Für die Tests wurde sipgate als SIP-Provider genutzt.
Die gewählte Verbindungsart (Festnetz oder Internet/VoIP)
wird während des Gespräches per LED angezeigt. Auch die Einstellung eines CbC-Anbieters ist möglich.
Die FRITZ!Box Fon unterstützt die Codecs G.711, G.723, G.726 und G.729. Leider hat der Anwender keine Möglichkeit,
den verwendeten Codec auszuwählen. In der Regel wird G.711 zur Kodierung der
Sprachdaten genutzt. Die folgende Tabelle zeigt die Eigenschaften der einzelnen Codecs.
Codec | Bitrate Codec [kbit/s] | Bitrate Ethernet [kbit/s] |
G.711 | 64 | 88 |
G.723 | 6,4 | 22 |
G.726-24 | 24 | 47 |
G.726-32 | 32 | 55 |
G.726-40 | 40 | 64 |
G.729 | 8 | 32 |
Die Bitrate gilt immer für eine Richtung. Eine Telefonverbindung mit G.711 benötigt also
88 kbit/s in jede Richtung. Die FRITZ!Box Fon verfügt über ein integriertes Bandbreitenmanagement.
Durch Trafficshaping wird versucht, immer genügend Bandbreite für VoIP zur Verfügung zu stellen.
Bei einem Upstream mit 64 kbit/s oder 128 kbit/s ist der Spielraum für Trafficshaping natürlich nicht sehr groß.
Im Usenet gab es vereinzelt Berichte über Probleme mit CLIP an analogen Telefonanschlüssen.
Dieses Problem konnte im Test nicht nachgestellt werden. Sollte ein Leser Erfahrungen zu dieser
Thematik haben, würde ich mich über eine Rückmeldung freuen. Bitte benutzen Sie das
Feedback-Formular und geben Sie die Version der
verwendeten Firmware an.
Technische Daten
Anschlüsse | DSL ITU G.992.1 Annex B, T-Com 1TR112 (U-R2)
Ethernet 10/100
USB 1.1
Telefonnetz (ISDN oder analog)
2 interne Telefone (analog) |
Max. Datenraten DSL | 8 MBits/s Downstream 1 MBit/s Upstream |
Funktionen | DSL-Modem
Router
Firewall DHCP-Server NAT Port Forwarding Traffic Shaping |
Leistungsaufnahme | 9 W (maximal) 6 W (durchschnittlich) |
Abmessungen | 16 cm x 12 cm x 3 cm |
Fazit
Die Integration von Telefonanlage, VoIP-Gateway und DSL-Router macht die FRITZ!Box Fon
für einen großen Anwenderkreis interessant. Durch dieses Konzept funktionieren
die angeschlossenen Telefone auch noch, wenn der SIP-Provider oder der Internetzugang
ausgefallen sind.
Die Sprachqualität für Festnetz und VoIP bewegt sich auf einem sehr hohen Niveau.
Der fortgeschrittene Anwender wünscht sich allerdings mehr Freiheit bei der Konfiguration.
Aber die FRITZ!Box Fon ist von AVM auch als Einsteigergerät konzipiert.
AVM bietet für die FRITZ!Box Fon 5 Jahre Garantie.
Der kostenlose Telefonsupport ist unter einer Berliner Rufnummer zu erreichen.
Fragen wurden von der Hotline kompetent und umfassend beantwortet.
Blick auf die Anschlüsse
Zur Zeit wird die Box nur über ausgewählte Provider vertrieben. Der Hersteller hat angekündigt,
das Gerät noch im Laufe des Jahres auch an Händler zu liefern.
Die FRITZ!Box Fon für diesen Test wurde von AVM Berlin
freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Danke für die Unterstützung.
Update (01.11.2004): Die Probleme mit dem Leistungsmerkmal CLIP an analogen Anschlüssen wurden von
einigen Lesern bestätigt. Bitte geben Sie bei Meldungen die genutzte Firmwareversion mit an.
In Newsgroups gibt es weiterhin Berichte über Telefone an Fritzboxen die nachts wie von Geisterhand klingeln.
Update (05.11.2004): Die neue Version 06.03.14 der Firmware bietet einen SNTP-Client
und endlich die Möglichkeit, die IP-Adresse der Box zu ändern.
Die Änderungsmöglichkeit ist etwas versteckt. Thomas Niesel postete auf de.comm.technik.dsl folgende URL:
http://192.168.178.1/cgi-bin/../cgi-bin/webcm?getpage=..%2Fhtml%2Fmenus%2Fmenu1.html
&var:menu=system&var:pagename=netipadr&var:pagetitle=Netzwerkeinstellungen
(als eine Zeile eingeben)
Siehe auch: VPN mit der FritzBox
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