Typische Problemsituationen Teil 1
In diesem Kapitel werden Situationen
vorgestellt, die in der Praxis immer wieder vorkommen. Die Reihenfolge
orientiert sich am OSI-Modell angefangen mit dem Layer 1.
Einige Beschreibungen wurden aus Gründen der Übersichtlichkeit in eigene Dokumente ausgelagert.
Inhalt
Verkabelung
Duplex Mismatch (anderes Dokument)
Broadcaststürme
Unterschiedliche Encapsulation im Ethernet
Doppelte MAC-Adressen
DHCP funktioniert nicht
Doppelte IP-Adressen
Doppelte Hostnamen
MTU-Einstellung bei DSL (anderes Dokument)
Path MTU Discovery (PMTUD)
Oft sind die Probleme geradezu trivial.
Die Stecker sind nicht eingerastet oder es wurde das falsche Kabel
verbaut. Gerade in Bürobereichen mit viel
„Bewegung“ sind auch defekte Kabel in der
Tischverkabelung nicht selten.
Einzelheiten zur Netzwerkverkabelung mit Kupferkabel und Lichtwellenleitern finden Sie im Kapitel
Netzwerkverkabelung.
Der Duplex Mismatch ist immer noch das
häufigste Problem. Ursachen und Lösungen sind im Kapitel
Erste Schritte
beschrieben.
Layer 2-Broadcasts sind der Feind jedes
Protokollstacks. Hier kann die Entscheidung nicht auf der
Netzwerkkarte getroffen werden. Die Netzwerkkarte nimmt den Frame
entgegen und gibt ihn weiter an die höheren Layer. Hier wird er
dekodiert und dann irgendwann verworfen.
Die Ursachen für Broadcaststürme sind vielfältig:
Defekte Netzwerkkarten. Ich hatte mal eine Netzwerkkarte
die beim Booten übers Netz ununterbrochen und im Abstand von
wenigen Mikrosekunden DHCP-Discovers gesendet hat.
Für Netware gibt es Token
Ring Treiber, der alle Frames im RIF als „All Route Broadcast“
markieren.
IPX-Router können die SAP
vieler Netwarestationen sammeln und dann periodisch ins Netz
broadcasten.
In einer Spanning Tree Loop
kreisen Broadcasts bis ans Ende aller Tage. Allerdings geht bei
einer Loop ohnehin nichts mehr. Da ist der Blick auf die
CPU-Last-LED's der Switche recht interessant.
Tip: Einige Switche und Router von Cisco haben ein Feature
namens „Broadcast Suppression“. Damit können
Broadcast-Stürme wirkungsvoll begrenzt werden.
Im Ethernet gibt es historisch bedingt
mehrere verschiedene Frametypen. Gerade im Netware-Umfeld gibt es
häufig Probleme durch Stationen mit unterschiedlichen
Frameformaten. Um die Verwirrung komplett zu machen, gibt es für
die Formate auch noch mehrere Bezeichnungen.
IEEE nennt es
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Cisco sagt
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und Novell meint
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Ethernet II
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ARPA
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Ethernet II
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802.3
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LLC
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802.2
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802.3 SNAP
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SNAP
|
SNAP
|
802.3 Raw
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Novell
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802.3
|
Tabelle: Frameformate im Ethernet
Stationen die unterschiedliche Formate
verwenden können nicht direkt miteinander kommunizieren.
Ethernet II DIX
Ethernet II wurde durch die Firmen
Digital, Intel und Xerox etabliert. Daher auch die Bezeichnung DIX.
Cisco bezeichnet diesen Rahmentyp auch ARPA.
Das komplette Datenpacket besteht aus
einer Preamble und dem eigentlichen Inhalt. Die Preamble ermöglicht
eine Synchronisierung der Empfangselektronik. Nach jedem Packet folgt
auf dem Übertragungsmedium eine Pause, der Inter Frame Gap (IFG)
mit einer Länge von 12 Byte.
Es gab oder gibt wohl einige
Kartenhersteller die den Inter Frame Gap bei ihren Produkten verkürzt
haben, um die Performance zu steigern. Dadurch werden an einem Shared
Media natürlich andere Karten benachteiligt.
Bitfolge 101010...
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Frame 64 – 1518 Byte
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IFG
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Preamble 8 Byte
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Destination 6 Byte
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Source 6 Byte
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Type 2 Byte
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Daten 46–1500 Byte
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FCS 4 Byte
|
Ethernet II kommt hauptsächlich
bei TCP/IP zum Einsatz.
Ethernet IEEE 802.3
In IEEE 802.3 wurde die Preamble
geteilt und ein Start of Frame Delimiter (SFD) hinzugefügt. Der
SFD endet mit zwei auf eins gesetzten Bits. Das vom IEEE genormte
Ethernet hat ein im Header ein Längenfeld. Nach diesem
Längenfeld folgt ein LLC-Header.
Bitfolge 1010... 10101011
|
Frame 64 – 1518 Byte
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IFG
|
Preamble 7 Byte
|
SFD 1 Byte
|
Destination 6 Byte
|
Source 6 Byte
|
Länge 2 Byte
|
DSAP 1 Byte
|
SSAP 1 Byte
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CTRL 1 Byte
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Daten 42–1497 Byte
|
FCS 4 Byte
|
Spanning Tree BPDUs werden in
802.3-Frames verpackt. Netware benutzt ab Version 3.12 diesen
Frametyp zur Übertragung von IPX.
Ethernet 802.3 SNAP
SNAP steht für SubNetwork Access
Protocol.
Bitfolge 1010... 10101011
|
Frame 64 – 1518 Byte
|
IFG
|
Preamble 7 Byte
|
SFD 1 Byte
|
Destination 6 Byte
|
Source 6 Byte
|
Länge 2 Byte
|
DSAP 1 Byte
|
SSAP 1 Byte
|
CTRL 1 Byte
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SNAP 5 Byte
|
Daten 38–1492 Byte
|
FCS 4 Byte
|
SNAP wird im Ethernet zum Beispiel
zur Übertragung von CDP und Appletalk eingesetzt.
Raw Ethernet
Raw Ethernet ist eine Erfindung von
Novell. Dieses Format kann nur zur Übertragung von IPX genutzt
werden. Die zwei FFFF-Bytes sollten ursprünglich eine Prüfsumme
darstellen.
Bitfolge 1010... 10101011
|
Frame 64 – 1518 Byte
|
IFG
|
Preamble 7 Byte
|
SFD 1 Byte
|
Destination 6 Byte
|
Source 6 Byte
|
Länge 2 Byte
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FFFF 2 Byte
|
Daten 44–1498 Byte
|
FCS 4 Byte
|
Raw Ethernet wird nur von Novell
eingesetzt und war bis Netware 3.11 der Default.
Für nicht eindeutige MAC-Adressen
gibt es zwei mögliche Ursachen:
Solange die betroffenen Host in
getrennten Layer 2-Netzen stehen ist die Welt noch in Ordnung.
Treffen allerdings zwei gleiche Adressen in einem Layer 2-Netz
zusammen, sind Probleme unvermeidbar.
Das Fehlerbild sieht dann oft so aus,
das jeder der Hosts zeitweise problemlos arbeiten kann.
Also auf jeden Fall die Adressen der
betroffenen Host überprüfen. Unter Linux benötigt man
dazu das Kommando „ifconfig“ und unter Windows bringt
„ipconfig /all“ das gewünschte Ergebnis.
Es soll einige Mainboards mit dem SIS900-Chip geben, die als MAC-Adresse per default die 00:00:00:00:00:00
nutzen. Bei manchen Boards von Elitegroup wurde die MAC auch durch ein BIOS-Upgrade auf diesen Wert gesetzt.
Mitunter kann man die MAC-Adresse auch im BIOS neu setzen.
Im guten alten Token Ring werden
gleiche MAC-Adressen für mehrere Host gerne zum Loadsharing
eingesetzt. Dabei müssen die Adressen natürlich in
unterschiedlichen Ringen sein.
Beim Booten von Endgeräten an
(Cisco-)Switchports kann ein typisches Problem auftreten. Das Gerät
bekommt keine IP-Adresse vom DHCP-Server. Häufig aktiviert der
Windows-PC dann eine Adresse aus dem Link Local Netz 169.254.0.0.
Später funktioniert die Zuweisung mit dem DHCP-Client bzw.
„ipconfig /renew“ problemlos.
Ursache für dieses Verhalten ist
hauptsächlich das Spanning Tree Protocol. Bevor ein Port beginnt
Frames zu forwarden, durchläuft er die beiden Status listening
und learning. Beide Phasen dauern jeweils 15 Sekunden.
Dieses Problem kann mit den folgenden
Kommandos behoben werden.
unter CatOS
Switch> (enable) set spantree portfast 3/4 enable
und unter IOS
Switch(config)# interface fastethernet 0/4
Switch(config-if)# spanning tree portfast
Durch diese Konfiguration gehen die
entsprechenden Interface sofort in forwarding.
Tip: Ab IOS 12.1 gibt es das Kommando interface range. Damit
können bestimmte Einstellungen an ganzen Gruppen von Ports
vorgenommen werden:
Switch(config)# interface range fastethernet 0/1-7
Bei Cisco-Switchen spielen noch
Protokolle wie PAgP und DTP eine Rolle.
Mitunter ist auch der Adressen-Pool des
DHCP-Servers erschöpft. Ursachen können eine zu kleine
Dimensionierung, der Ausfall eines DHCP-Servers oder eine sehr lange
Leasetime sein.
Auch andere Protokollstacks wie Netware
oder Appletalk reagieren mitunter negativ auf einen zu spät
öffnenden Switchport.
Beim Einsatz von Wireless LAN können Probleme mit der Verschlüsselung ein ganz ähnliches Fehlerbild
erzeugen. Wird der WEP- oder WPA-Key am WIndows-Client nicht korrekt eingegeben, zeigt Windows
trotzdem eine Verbindung mit guter Feldstärke an. Es besteht aber keine Verbindung zum WLAN-Access Point
und dadurch funktioniert DHCP auch nicht. Windows vergibt der WLAN-Adapter dann eine IP-Adresse aus dem
IP-Netz 169.254.0.0/16.
Doppelte IP-Adressen sollte es
eigentlich nicht geben. Jeder Host hat vor der Aktivierung seiner
Adresse einen Test auf Eindeutigkeit durchzuführen. Dazu sendet
der Host mehrere ARP-Requests an sich selbst. Auf diese ARP-Request
sollte also keiner antworten.
Im Zeitalter der mobilen Endgeräte
funktioniert das leider nicht immer so. Und es gibt auch noch
genügend IP-Stacks die sich nicht um irgendwelche RFC's kümmern.
Mit doppelten IP-Adressen ergibt sich
ein Fehlerbild ähnlich dem bei doppelten MAC-Adressen. Je nach
dem welcher Host gerade im ARP-Cache des Default Routers steht,
funktioniert die Kommunikation oder eben nicht. Im Eventlog von Windows, wird die Erkennung doppelter
IP-Adressen protokolliert.
Nicht eindeutige Hostnamen sind
besonders im Windowsumfeld problematisch. Dort registrieren sich die
Maschinen mit ihren Hostnamen beim WINS-Server. Problematischer ist
allerdings das Computerkonto der betroffenen Maschinen auf dem
Domaincontroller. Der Betreiber der zweiten Maschine wird für
seinen PC ein Computerkonto erstellen. Dadurch wird das Konto der
anderen Maschine überschrieben. Beim Booten für das zu
einer Meldung „Das Vertrauensverhältnis zur primären
Domäne ist gestört...“ und es ist keine Anmeldung am
Domaincontroller möglich.
Die Maximum Transmission Unit (MTU)
bezeichnet die maximale Größe eines Frame auf einem
Übertragungsmedium.
PMTUD soll verhindern das TCP-Segmente
durch Router fragmentiert werden. Dazu wird in allen Segmenten das
DF-Bit (don't fragment) gesetzt. Sendet nun der Client ein Segment
mit 1200 Bytes und gesetztem DF-Bit, wird der Router B das Segment
verwerfen, da er das Segment nicht in das Netz 2 senden kann. Über
diesen Umstand wird der Router B den Client via ICMP imformieren. Im
ICMP ist dafür die Kombination Type=3 (destination unrechable),
Code=4 (fragmentation needed and DF set) vorgesehen. Der Router
sollte laut RFC 1191 die mögliche MTU in diesem ICMP-Packet
mitsenden. Dadurch kann der Client seine MTU entsprechend anpassen.

Sobald aber nun ein Router ICMP
blockiert, beginnen die Probleme. Möglich wäre in unserem
Beispiel, das Router B keine ICMP-Meldung versendet. Damit würde
sich das interessante Fehlerbild ergeben, das ein Ping vom Client zum
Server funktioniert und auch die Kommunikation mit kleinen Packeten.
Sobald aber größere TCP-Segmente versendet werden bricht
die Kommunikation ab.
Abhilfe bringt hier nur eine
vernünftige Routerkonfiguration. Hat man keinen Zugriff auf die
Router kann man immer noch die MTU seines eigenen Interfaces
entsprechend einstellen oder PMTUD deaktivieren.
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